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We want you!

DattiSports - DattiSports

  THE 

IRON ASS

NON-STOP-LANGSTRECKEN-HAXELN-FÜR-DILETTANTEN

22./23. Juni 2000

GRAZ - FIRENZE WITHIN 24 HOURS

 

 WE WANT YOU!

  

     Dass es für die Teilnehmer des IRON ASS 2000 - diesem erstmals 1999 wahr gewordenen Traum jedes Analerotikers - nicht bloß unter astronomischem Gesichtspunkt einer der längsten Tage im Jahr sein wird, steht jetzt schon fest: 24 Stunden sind eben nicht gleich 24 Stunden, wenn sie - statt in gewohntem Bewegungswechsel täglicher Verrichtungen - stets wach und unverwandt auf einem (alles andere als gemütlichen) Radsattel zugebracht werden.

Nun werden Sie, lieber Leser, auf den ersten Blick einwenden wollen, dass stundenlanges Ausharren auf solch bekannt suboptimaler Sitzvorrichtung ja doch wohl eher stupide Geduld und einfaches Gemüt fordere, denn verdienstvolle Befähigung und dass hier doch offenbar eher eine psychiatrisch bedenkliche Aggression gegen die eigenen Ausscheidungsorgane als der sonst für DattiSports so typische, gesunde sportliche Ehrgeiz zu diagnostizieren sei.

Gewiss, dies müsste man unumwunden zugestehen, wenn es tatsächlich ausschließlich um eine Herausforderung des Sitzfleischs ginge. Freilich wäre da noch das klitzekleine, eigentlich sinnstiftende Erschwernis der Veranstaltung: In der genannten Zeitperiode von 24 Stunden gilt es nicht bloß, auf dem genannten Sattel stille zu verharren - fürwahr eine Schnapsidee, die nicht einmal uns von DattiSports in den einigermaßen derangierten Sinn käme! ["Waaas für eiin Schwaachsiinn!"] Nein, es gilt vielmehr, auf dem diesem Sattel zugehörigen Veloziped zugleich von dem schönen Graz, der Stadt der Volkserhebung, bis Florenz zu gelangen, wo das Riniscamento seine Hochblüte feierte, und solcherart eine Strecke von knapp 700 km zu durchmessen.

Treue Leser unseres schnuckeligen Verlages sind kaum überrascht: Von nichts anderem ist hier in episch-wogenden Satzperioden, welche der unvergleichlichen österreichischen Legistik nachempfunden sind, einmal mehr die Rede als von der wohl geglücktesten Symbiose des naturgegebenen Körpers mit der technogenen Zivilisation, der idealen Erscheinungsform menschlicher Mobilität: dem Haxeln! [haxeln, verb. intrans., landschaftlich für: "mit dem Rad fahren"]

Die wenigen unter uns, die - wenn schon nicht zu Höherem, dann aber zu Härterem geboren [Don Geraldo: "Bärenstark samma und knallhart im Kopf!"] - schon in diesen kalten Wintermonaten, da das Dunkel der Nacht weit mächtiger ist als das helle Tageslicht, jenen seltsam unwiderstehlichen Reiz zum Haxeln verspüren, der sich mit Denkmethoden, die der reinen Vernunft verpflichtet sind, schlechterdings nicht erklären lässt, diese Helden des Kilometerfressens also sind auch im neuen Jahrtausend dazu aufgerufen, den Kurtis rund um Umberto Bossi zu zeigen, wie scheiß klein ihr gelobtes Padanien denn in Wahrheit sei - ein niedlicher Zwergstaat, den binnen weniger Stunden mit exklusiv aus der Umwandlung von Adenosintriphosphat gewonnener Kraft zu durchmessen, ein Leichtes ist. Dass dabei - gleichsam in der Aufwärmphase - das Land, dem ein gewisser Jörg Haider und damit einer von Bossis "cari amici" vorsteht, so nebenbei zur Gänze passiert wird, folgt einem geographischen Zwang und soll am völlig unpolitischen Charakter der Veranstaltung nicht rühren. Von Politik verstehen wir von DattiSports nämlich nicht viel.

Auch im neuen Millennium wird also im schlichten Rahmen des so genannten IRON ASS - diesem einzigartigen Moratorium des Verstandes - eine neurologisch auffällige Haufe von zeitlich und örtlich offenbar Desorientierten für 24 Stunden ihre Sinne je und je einzig auf den Arsch des Vordermanns konzentrieren, um in dessen Windschatten wenigstens zeitweise die Wohltat der so genannten "Selbstelektrik" genießen zu können. Tatsache ist: Spätestens nach 400 km kann auch der eingeschworenste Heterosexuelle eine gewisse zärtliche Zuneigung zum Hinterteil des Kollegen vor ihm nicht mehr verleugnen, verdankt er diesem - sonst weiß Gott anderweitig nützlichen - Organ doch das beglückende Benefiz der Minderung des Luftwiderstandes. Einmal gilt das hier oftmals gebrauchte (und nicht weniger oft missverstandene!) bildhafte Idiom, wonach die Veranstaltungen von DattiSports "nix für Schwule und Weiber" seien, wörtlich! Dies schon um sexuelle Abirrungen unter den Teilnehmern hintanzuhalten und um ausschließlich das hehre sportliche Ziel im Auge zu behalten.

Vornehmste Aufgabe von DattiSports, behaupten böse Zungen, sei die völlige körperliche Zugrunderichtung. Stimmt nicht. Mit dem IRON ASS 2000 treten wir auch im neuen Jahrtausend den Beweis des Gegenteils an: Diese Veranstaltung, die übrigens keineswegs gegeneinander, sondern vielmehr miteinander zu absolvieren ist, sollte am Ende einer konsequenten Trainingsperiode stehen. Nicht Spitzenkraft ist gefordert, sondern Ausdauer. Die Belastung der Gelenke ist weit geringer als beim depperten Laufen, der Puls weit niedriger. Hier wird - und dem verdankt die Veranstaltung ihren Namen - tatsächlich nur der Arsch beansprucht, das aber nicht zu knapp. Der Rest ist Wille.

Soviel zum ideologischen Background der Veranstaltung, dessen Mitteilung durch Worte immer nur die Partitur zur Musik, die Skizze zum Gemälde wird sein können. Jede Darstellung der chthonischen Erschütterung und kathartischen Kraft, die von dieser (wenigstens der Gesinnung nach) elitärsten aller Veranstaltungen im DattiYear ausgeht, mit den Mitteln der Sprache muss sich stets mit der Eigenschaft des Abziehbildes bescheiden. Einen authentischen Eindruck davon hat nur, wer je dabei war!

Bewusst beschränken wir von DattiSports uns daher vorerst darauf, lediglich ein schwaches Pflänzlein des Interesses zu wecken. Doch dieser Nachricht werden andere folgen, so lange, bis auch Sie, lieber Leser, der Sie heute noch ein durchaus passendes Konterfei für den Eintrag "Weichei, das" im Duden-Bildwörterbuch abgäben, den Ruf nicht länger überhören können.

Die Mitteilung der näheren, auch organisatorischen Details der Veranstaltung würde - wie zu vernehmen ist - die Konzentrationsfähigkeit der interessierten Leserschaft überfordern, die desinteressierte aber endgültig abschrecken. Alles Weitere muss daher in Zeiten zunehmender Analphabetisierung der MTV-Generation gesonderter Post vorbehalten sein, die Sie in wenigen Tagen erreichen wird.

Graz, am 22. November 1999

Kurt Dattinger eh.

 

Beitrag nochmals vollständig durchgesehen im Dezember 2007. Lesen Sie das geschichtlich authentische Dokument hier!