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Folge 4 (Juli 2002): IRONMAN Triathlon. Eine Abrechnung.

 Kurt Dattingers Apodiktum 

Kommentare zu Zeitläuften abseits von DattiSports


(Folge 4)

IRONMAN Triathlon. Eine Abrechnung.
 

      

     Zirkulärer Bewegung haftet von Natur aus der Makel des Auf-der-Stelle-Tretens, Nicht-vorwärts-Kommens, des Stillstands an. Wiederholung mag wohl die Mutter des geistigen Erfassens sein, im Sport aber, wo Verstand ohnedies nur schadet, ist sie ein lähmendes Übel.

 

Immer war uns von DattiSports - dieser Foundation für Verfeinerung und Fortschritt - daher die repetitive Betätigung ein Graus. Nach Größerem, soweit solches eine an sich so erbärmlich bedeutungslose Sache wie die Leibesübung überhaupt zulasse, stand uns stets der Sinn. Forschende Wegbahnung, Verfügung und Passage, vordringende Ortsveränderung! Das einzig ist es, was dem Sport, dieser rettungslos blödsinnigen Belastung des Orgasmus, einen Abglanz von Sinnhaftigkeit beigibt.

 

Ganz bewusst geschwiegen wurde denn auch bis dato in diesem sonst Worte sprudelnden Forum über die ideologisch überaus verdächtige Teilnahme einiger – wie man heutzutage sagt - einfacher Mitglieder unserer Partei am IRONMAN Triathlon in Klagenfurt am 7. Juli 2002. (www.ironmanaustria.com)

 

3,8 km Plantschen, 180 km Haxeln und hierauf sodann 42,195 km Hep, Hep, Hep. Und das alles - horribile dictu! – im Kreise. Einmal Strondbod und zurück, sozusagen. Was soll uns das?!?

 

Kein Vergleich mit der Metaphysik des im Schoße unseres schnuckeligen Kompetenzforums entwickelten IRON ASS Non-stop-Langstrecken-Haxeln-für-Dilettanten, dessen nächste Episode für den 29. August 2002 anberaumt ist. Man denke bloß: Aufstieg auf das Rad in Graz, Abstieg davon in Monaco.

 

Dazwischen liegt nicht bloß eine schlichte Distanz (nämlich von rund 1000 Kilometern), nicht nur eine in rein physikalischem Maß bestimmbare Entfernung. Dazwischen liegen vielmehr ganze Länder, Kulturen, Klima- und Vegetationszonen! Zeugen des Ereignisses werden, ob sie es nun wollen oder nicht, nebst uns Sterzbauern selbst auch die Tschu..äh..Slowenen, die Windischen und Kärntner sein, dazu die Katzelmacher, Franzusken und endlich der vereinigte steuerflüchtige Abschaum aller Länder mit seinem monegassischen Popanzfürsten. Das besagte Strondbod, das dem IRONMAN schon den ganzen jämmerlichen Kosmos seiner Existenz bildet, ihm gleichsam Alpha und Omega ist, hat für das IRON ASS nur die Bedeutung eines Fliegenschisses auf der Landkarte, der passiert werden will.

 

"Kennst Du das Land, wo die Zitronen blühn, / im dunklen Laub die Goldorangen glühn, / ein sanfter Wind vom blauen Himmel weht, / die Myrte still und hoch der Lorbeer steht, / Kennst Du es wohl? - Dahin!", ermuntert Goethe in Mignon. Er selbst brauchte weiland gar Wochen, um dahin, nach Italien, zu gelangen. So fruchtig-schön vom Süden zu singen, ist uns nicht gegeben. Doch an Geschwindigkeit wollen wir neue Maßstäbe setzen und dem Mann die Goldene Zitrone (oder wovon er da faselt) verleihen.

 

Mehr noch: Gar Frankreich wollen wir aus eigener, muskulärer Kraft in bloß 36 Stunden erreichen. Das nenn' ich mir Großartigkeit der Idee, megalomane Selbstüberschätzung und dilettantische Ausreizung. Hier finden sich sportliche Begeisterung und krankhafte Wahnvorstellung zu glanzvoller Apotheose. Ach, herrlich!

 

Zugegeben: Der IRONMAN hatte unter diesem Aspekt auch seine Reize, zumal für den ambitionierten Psychiater, der dort reichlich Stoff zum Studium vorfand: Unvergesslich ist uns etwa jener anonyme Knackwurst-Spanier, der sich bei Laufkilometer 24 plötzlich einer gar widerwärtigen Form retrograder Verdauung hingeben musste und auf die Anregung des eben vorbeihumpelnden Dattingers dazu, den Rest des Weges doch besser im Gehschritt zurück zu legen, nur meinte: "No, no, no! What a marvellous country. There is no other country like this in the worl..” Weiter kam er nicht, weil ihm ein Kotzbrocken neuerlich den Rachen füllte. So begab es sich wahrlich.

 

Wie gesagt: Dies hatte auch seine (Brech-)Reize. Und doch ging es eben letztlich nur stupide im Kreis. Selbst der so genannte Finisher fand sich am Ende doch nur unweit des Strondbods wieder. Wie vor den Kopf gestoßen musste der vermeintlich Erfolgreiche zur Kenntnis nehmen, dass er aber auch schon gar nix weiter gekommen war.

 

Über diese Niederlage im Geiste vermochten das Begeisterungsgefuchtel der Veranstalter und all der Medaillenfirlefanz letztlich doch nicht hinweg zu täuschen. 

 

Es ist bezeichnend: Die Sache reizt kein zweites Mal. Nicht so wohl, weil sie zu hart gewesen wäre, sondern zu sinnlos. 

 

Bojen im grünen Nichts des Sees, Rupertiberg, Krumpendorf. Eine gleichgültige Nachwelt versteht nur Bahnhof. Monaco, wir kommen!

 
Graz, am 23. Juli 2002
 
Kurt Dattinger eh.
 

Ergebnisse der Teilnehmer: 

Szyszkowitz Alexander: M-25 1:07:53/691.   04:40    5:22:31/563.   03:22     4:05:56/596.       10:44:25
Krause Robert:         M-30 1:12:22/933.   04:40    5:28:22/655.   02:49     4:07:22/612.       10:55:36
Mori Gerald:           M-35 1:10:18/831.   04:42    5:17:09/476.   03:22     4:56:13/1131       11:31:46
Dattinger Kurt:        M-25 1:18:49/1238.  06:17    5:29:36/676.   05:24     4:46:44/1048       11:46:52
 

 

Beitrag nochmals vollständig durchgesehen im Dezember 2007. Lesen Sie das geschichtlich authentische Dokument hier!